Lieber Götz! Bitte erzähle uns doch in kurzen Worten was Du machst und wie Du zum Gitarrenbau gekommen bist.
Mit 12 habe ich meinen ersten Gitarrenunterricht bekommen, und als ich etwa 16, 17 Jahre alt war, habe ich mich schon mal sehr für den Gitarrenbau interessiert. Eine Lehrstelle zu finden war mir nicht möglich, vermittelt über einen Onkel hätte ich zu einem Geigenbauer in die Lehre gehen können; aber die Geige ist nicht mein Instrument und mir war nicht bekannt, dass in Mittenwald neben dem Geigenbau auch Zupfinstrumentenbau gelehrt wurde.
So bin ich dann nach dem Abitur nach Nürnberg zur Schule für Rundfunktechnik gegangen und habe dort die Ausbildung zum Tontechniker absolviert.
Seit den frühen 90er Jahren bin ich Tonmeister VDT im Verband Deutscher Tonmeister und durfte seitdem an vielen CD- und einigen LP-Produktionen mitwirken.
Seit 1999 bin ich viel im Ausland unterwegs gewesen, von 2008 an habe ich für die Deutsche Welle Hörspiele in Afrika produziert, und war anfangs rund sechs Monate pro Jahr in verschiedenen Ländern des Kontinents tätig. Da gab es viele einsame Hotelabende, an denen ich viel Zeit hatte, mich in den Gitarrenbau einzulesen, was ich ab 2009 dann auch getan habe; versiegt war mein Interesse daran nie vollkommen.
2010 habe ich dann meine ersten beiden Gitarren in einer Werkstatt in Köln gebaut, 2011 die erste bei mir zuhause. Hier hat die entstehende Werkstatt dann nach und nach das Esszimmer verdrängt…
Ich fertige klassische Konzertgitarren und Steelstrings, 8 und 10 saitige Gitarren verschiedener Bauformen und Größen, wie z.B. von Antonio deTorres, Manu Ramirez, Santos Hernandes und Hermann Hauser inspirierte Modelle, Akustik-Jumbos, Baritongitarren und Akustik-Bässe.
Wie bist Du auf Austrian Audio gestoßen?
Mit AKG hatte ich als Tontechniker schon beinahe immer zu tun, ich war auch mal stolzer Eigentümer zweier C12A, die ich aber leider irgendwann habe verkaufen müssen. Auch zwei „The Tube“ habe ich besessen, die das gleiche Schicksal ereilt hat…
Da war der Weg zu Austrian Audio und den OC818 und OC18 kein weiter.
Was ist Dir an einem Mikrofon wichtig?
Dass es „schön“, „klasse“, „geil“ klingt!
Dass es zum Instrument und dem Raum passt und den Klang nicht nur über die Ohren sondern auch über die Haut zur Seele transportiert.
Und dass es das alles möglichst ohne Störungen und Störgeräusche tut. Also keine unerwünschten Verzerrungen produziert und nicht störend rauscht.
Wie ging es Dir und dem Künstler bei den Aufnahmen mit den OC818 und was macht diese aus?
Wir waren beide auf Anhieb sehr angetan von Klangfarbe, Abbildung und „Sauberkeit“ der Mikros!.
Kein Rauschen, kein Zerren, ein sauberes, transparentes und „schönklingendes“ Signal, super passend zu dieser Gitarre und dem Ton des Gitarristen auf diesem Instrument in diesem Raum.
Du nimmst ja sehr häufig in sehr lebendigen gut klingenden Räumlichkeiten wie Kirchen und dergleichen auf. Wie war Dein Eindruck wie die Austrian Audio Mikrofone den Raumklang eingefangen haben?
Ich versuche bei meinen Aufnahmen möglichst mit nur zwei Mikrofonen auszukommen, weil mich Klarheit, Transparenz und räumliche Abbildung einer reinen Stereo-Aufnahme faszinieren. Das Audiosignal ist schlicht ein sehr sauberes solches.
Bei dieser Art aufzunehmen favorisiere ich meine Bürki-Kugel, welche nach dem Prinzip der Trennkörperstereofonie arbeitet, mit zwei dem jeweiligen Klang entsprechend ausgesuchten Kugelmikrofonen, gleich ob Druckempfänger oder Doppelmembranen mit Kugelcharakteristik.
Hier habe ich eine Kombination von Laufzeit- und Intensitätsstereofonie, welche bei schön klingenden und ausreichend großen Räumen eine wunderbar plastische, beinahe dreidimensionale Abbildung liefert.
Bei kleineren Räumen oder solchen, bei denen ich eventuelle, störende Nebengeräusche reduzieren möchte, ist üblicherweise eine XY-Aufstellung mit zwei Nieren oder Achten meine Wahl. Bei dieser reinen Koinzidenzstereofonie wird durch die fehlende Laufzeitinformation weniger der Raumtiefe und -dimension eingefangen, aber es entsteht eine sehr schöne und saubere Stereoabbildung, bei der der Raum- oder Hallanteil durch den Abstand zur Schallquelle geregelt werden kann. Zudem ist die Monokompatibilität bestechend.
Bei der Aufnahmesession mit den OC818 habe ich sowohl XY mit zwei Nieren und Achten ausprobiert, als auch die spezielle Aufstellung im Dual Output Betrieb, die der MS Aufstellung gleicht und bei der jeweils die Vorder- und Rückseite der Kapsel mit Niere aufgezeichnet wird.
Aus diesen 4 Kanälen lässt sich in der Nachbearbeitung mit Hilfe des StereoCreator Plugin entweder MS, XY od. Blumlein matrizieren. Sensationell!
Jedes mal war ich begeistert von der sauberen Signalqualität und der räumlichen Abbildung, sowie der sehr schönen Klangfarbe, mit der Julián Restrepo auf meiner Gitarre eingefangen wurde.
Bei zwei inzwischen in der gleichen Kirche produzierten Videos mit Julián und einer anderen meiner Gitarren, haben wir zwei OC18 in XY verwendet. Der Klangeindruck war wiederum absolut überzeugend, Abbildung und Klangfarbe waren wunderbar.
Was sagst Du zu den Nachbearbeitungsmöglichkeiten die der StereoCreator mit sich bringt?
Hier tut sich nun ein unendlich großes Feld ungezählter Möglichkeiten auf, Abbildung und Räumlichkeit nachträglich zu verändern und anzupassen. Ideal, wenn wenig Zeit zu ausgiebigem Probieren vor der Aufnahme besteht oder wenn während derselben unvorhergesehenes geschieht, was bei einem Konzertmitschnitt zum Beispiel nicht mehr korrigiert werden könnte.
Der Aufbau ist durch die korrekt einzuhaltende Anordnung der beiden Mikros zueinander und die vier notwendigen Kabel zwar aufwändiger als bei einer „einfachen“ MS oder XY-Aufnahme, aber man hat anschließend in der Postproduktion alle Möglichkeiten, das Stereosignal zu optimieren.
http://www.buerki-gitarren.de/
Titelfoto: Günter Krause